Verein der Freunde der Lenauschule

Lenauschüler rettet Stromversorgung der Ukraine

"Hidden Champion": Energieexperte Walter Sattinger 

Walter Sattinger, Absolvent der Lenauschule und bis zu seiner kürzlich erfolgten Pensionierung Senior and Principal Grid Studies Engineer bei SwissGrid in Aarau, Schweiz, hat kurz nach der Invasion der Ukraine durch Russland im Jahr 2022 das ukrainische Stromnetz aus dem russischen Verbund getrennt und in den europäischen Verbund eingegliedert. Dadurch konnte die Versorgung der Ukraine mit elektrischer Energie aufrechterhalten werden und letztlich wurde so das Überleben der Ukraine ermöglicht.

Das Herauslösen eines Landes aus einem Verbundnetz und die Eingliederung in einen anderen Verbund ist eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe, die eine minutiöse und langwierige Planung erfordert. Für die Ukraine wurde dieser Prozess etwa 10 Jahre vor dem Angriff durch Russland gestartet. Zum Zeitpunkt des Angriffs war die ukrainische Stromversorgung kurzzeitig im Inselbetrieb um den Übergang zu testen, allerdings hätte dieser planmäßig erst ein Jahr später erfolgen sollen. Russland hat wohl bewusst diesen Zeitraum für seinen Angriff ausgewählt. Ein Zurückschalten in das russische Verbundnetz war unter den gegebenen Umständen undenkbar und ein Überleben der ukrainischen Stromversorgung ohne einen starken Energieverbund im Rücken nicht realistisch. So hat Walter Sattinger innerhalb von drei Wochen das realisiert, wofür man sonst Jahre braucht. Und das inmitten eines Krieges und weiterer widriger Umstände zum Trotz. 

Interview des Schweizer Rundfunks mit Walter Sattinger 

Zwei Jahrzehnte im Dienste der Energieforschung

Walter Sattinger war Schüler der A-Klasse des Abiturjahrgangs 1978 der Lenauschule. Zusammen mit seinem Bruder Reinhard Sattinger floh er 1982 in einem Schlauchboot über die Donau. Er studierte Elektrotechnik an der Universität "Politehnica" Temeswar und an der Universität Stuttgart. Anschließend promovierte er ebenda 1995 mit einer Dissertation zum Thema "Regelvorgänge innerhalb des westeuropäischen elektrischen Energieversorgungsnetzes untersucht unter Normal- und Worst-Case-Bedingungen mit Hilfe eines detaillierten Netzdynamikmodells". Nach der Promotion arbeitete er beim Energissystemberater DIgSILENT, bevor er 2003 zur ETRANS ins die Schweiz, heute SwissGrid, wechselte. Die SwissGrid ist verantwortlich für den süd- und südosteuropäischen Teil des Strom-Verbundnetzes. Vor seiner Rettungsaktion für die Ukraine war er auch maßgeblich an der Integration der Türkei in den europäischen Stromverbund beteiligt. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen weisen ihn als einen der profiliertesten Experten für Energieübertragung aus. 

Franz Quint, 6. Dezember 2025

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